Mitte März 2020 in Deutschland: Die Bundesländer haben gemeinsam bestimmt, die Schulen für eine längere Zeit zu schließen, Veranstaltungen sind bis auf Weiteres untersagt. Doch für die Jugendlichen von Jugend hackt ist das kein Hindernis: Hacker*innen finden kreative Lösungen für knifflige Probleme.
Die Jugend hackt Teilnehmerin Liv schreibt am Sonntagabend, 15. März, im Chat der Jugend hackt Online-Community:„Hätte irgendjemand Lust, einen kleinen Jugend hackt Hackathon von zuhause aus zu machen? Viele von uns sitzen ja wahrscheinlich zuhause rum, aber vielleicht können wir ein bisschen Ideen brainstormen und gegen die Langeweile programmieren :)“
Liv ist 18 Jahre alt, hat bereits an drei Jugend hackt Events teilgenommen und engagiert sich aktiv in der Online-Community. Sofort schließen sich weitere Jugendliche ihrer Idee an. Bereits am nächsten Tag finden sie in einem gemeinsamen Call zusammen und entwickeln die ersten Ideen, wie solch ein Online-Hackathon aussehen kann. Ein fünfköpfiges Jugend-Organisationsteam bildet sich und plant das neue Format. Später wird es heißen: „Ist es wie ein normaler Hackathon? Ja und nein!“
Dreißig Personen starten in das Remote Event
Nur vier Tage nach der ersten Idee ist es dann auch schon so weit: Im Gegensatz zu einem klassischen Jugend hackt Hackathon startet das erste Jugend hackt Remote Event, wie es nun heißt, bereits am Donnerstagabend, statt am Freitagabend. „So können wir länger in unsere Projektideen investieren, und haben mehr Zeit füreinander”, begründet das Jugend-Organisationsteam. Mit mehr als dreißig Personen im Videocall startet der Prototyp dieses Online-Formats – eine Größenordnung, die sich mit einigen Vor-Ort-Events von Jugend hackt messen darf.
Natürlich mit dabei sind auch die ehrenamtlichen Mentor*innen, rund zehn an der Zahl, um die Teilnehmer*innen bei ihren technischen Umsetzungen zu unterstützen. Und der für Jugend hackt typische soziale Charakter bleibt auch in der Online-Verbindung bestehen. Genügend Pausen sind ebenfalls eingeplant: „Geht zwischendurch auch mal spazieren und schnappt frische Luft – mit Abstand zu anderen natürlich“, regt ein Junghacker an, der in der Community unter dem Nicknamen „Der mit dem Zopf“ bekannt ist. Und Videocalls gibt’s nicht nur zum Arbeiten, sondern auch zur Mittagszeit, wo gemeinsam gegessen und geplaudert wird.
Jugend hackt Remote: Im März 2020 fand das erste, komplett digitale Event statt (Quelle: CC-BY 4.0 Jugend hackt, Bild: Leonard Wolf)
Projekthemen: Fernverkehrsnetz, Online-Klausuren und Überwachung
Am Sonntagnachmittag startet die Abschlusspräsentation, zu der wie immer auch Gäste eingeladen sind: Diese virtuelle Präsentation wird live im Stream übertragen. Die Teilnehmer*innen zeigen, woran sie in den vergangenen vier Tagen gehackt haben: Die Gruppe "Deutschlandkarte à la Bahn" beschäftigte sich mit der Frage, wie unterschiedlich gut Städte in Deutschland an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn angeschlossen sind und wie sich diese Daten auf einfache Art und Weise darstellen lassen.
Das Team der „Online-Klausuren“ greift die aktuelle Situation rund um Schulschließungen und Home-Schooling auf: Wie lassen sich Online-Klausuren auf eine gerechte Art und Weise umsetzen, ohne dass bestimmte Schüler*innen dabei ausgeschlossen werden? Das dritte Projekt namens „Anti Surveillance Router“ schafft Bewusstsein für das Thema Überwachung: Kann ich mich in meiner Umwelt bewegen, ohne das ständige Ziel von Videokameras zu sein? Von allen drei Projekten gibt’s fertige Prototypen, deren Code auf der Kollaborationsplattform GitHub frei zur Weiterentwicklung nutzbar ist.
Nach der Veranstaltung am Sonntagnachmittag freut sich das Organisationsteam: „Diesmal müssen wir gar nicht mehr aufräumen!“ Und Liv resümiert im Chat der Online-Community sichtlich zufrieden: „Ich dachte, aus meiner Idee wird irgendetwas Kleines – und jetzt freue ich mich total, dass es so gut angenommen wurde.“ Alle sind sich sicher: Es wird nicht das letzte Jugend hackt Event dieser Art gewesen sein. Wir treffen uns bald wieder in den neuen Online-Formaten, die Jugend hackt jetzt entwickelt.
Links:
Rückblickartikel auf jugendhackt.org
Die Projekte auf GitHub: Deutschlandkarte à la Bahn, Online-Klausuren & Anti Surveillance Router
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