Jugend hackt, das Förderprogramm für Jugendliche, wird dieses Jahr zehn Jahre alt: Im September 2013 fand das erste Event in Berlin statt. Damals stand noch gar nicht im Raum, dass daraus einmal ein Projekt mit Dutzenden Standorten werden könnte: Jugend hackt war zunächst nur ein einziger Hackathon, zu dem 63 junge Menschen gekommen waren.
„Es war eine Idee, die auf der Straße lag und aufgesammelt gehörte”, beschreibt es die Gründerin Maria Reimer. Nach einem Brainstorming für ein anderes Projekt innerhalb der Open Knowledge Foundation Deutschland stand der Name „Jugend hackt“ auf einem Zettel. Ganz klar angelehnt an Programme wie „Jugend forscht“ und „Jugend musiziert“. Reimer fragte sich: Wenn Forschen und Musizieren zwei Bereiche sind, in denen es unstrittig ist, dass eine Gesellschaft den Nachwuchs fördert, warum dann nicht auch das „Hacken"? Könnten Eltern nicht auch stolz auf ihre Kinder sein, wenn sich diese als fähige Nerds entpuppen?
Mit der Idee ging die Politikwissenschaftlerin zum Medienpädagogen Daniel Seitz vom Verein mediale pfade: „Maria kam an und sagte: Lass uns Jugend hackt machen“, erzählt Seitz. „Was direkt zusammen passte und Jugend hackt bis heute ausmacht: Das Verständnis darüber, wie man mit Technologie Gesellschaft gestaltet und wie man Jugendliche dafür begeistern kann.”
Wie stark Technologie die Gesellschaft gestaltet, wurde vielen im Snowden-Jahr 2013 schlagartig bewusst: Die Erkenntnis, wie massiv die Geheimdienste das Internet zur Generalüberwachung nutzen, politisierte viele Nerds und löste breite Diskussionen aus. Vor diesem Hintergrund ließ sich auch die Idee hinter Jugend hackt auf einmal viel besser erklären. Genau drei Monate nach den Snowden-Enthüllungen debütierte das Programm.
Vom Event zum Netzwerk
Rückblickend waren die ersten zwei Jahre in Berlin eine Art Betatest. Zu Beginn standen die Projekte noch im Wettbewerb miteinander: Wie bei Hackathons üblich, endete jedes Event mit einer Preisverleihung. Aber warum engagierte Jugendliche als Verlierer nach Hause schicken? Eine von vielen Erkenntnissen im Team von Jugend hackt, anhand derer sich das Format über die Jahre weiterentwickelte.
Ab 2015 wurde aus Jugend hackt ein Netzwerk von Veranstaltungen in ganz Deutschland, 2016 kamen auch Österreich und die Schweiz hinzu. Das Netzwerk verstetigt sich seitdem und baut gemeinsam das Programm weiter aus. 2019 sollte mit neun Veranstaltungen sowie zwei Auslandsaustauschen das bisher ereignisreichste Jahr für Jugend hackt werden, da zusätzlich auch noch die zweite Säule des Programms startet: Mit den Jugend hackt Labs gibt es nun auch dauerhafte Workshop-Angebote in ausgewählten Städten.
Und dann kam der große Pandemie-Dämpfer. Für Jugend hackt bedeutete das: Abwarten, absagen und schließlich kreative Neuerfindung als (zwischenzeitliches) Online-Angebot. „Corona hat auch Jugend hackt digitalisiert”, meint Daniel Seitz. Als Erkenntnis bleibt für das Team: Irgendwie geht es schon und viele neue Ideen werden generiert, aber persönlicher Austausch am selben Ort ist einfach durch nichts zu ersetzen.
Zum Glück stehen bei Jugend hackt die Zeichen im Jubiläumsjahr 2023 wieder auf Begegnung. Acht Events für Jugendliche finden über das Jahr verteilt statt, unter anderem auch wieder in Köln, nämlich vom 15. bis 17. September. Das Berliner Team stellt zudem mit Partner*innen ein Jugend-Village auf dem Chaos Communication Camp, dem großen sommerlichen Treffen der Hackerszene, auf die Beine – neue Dinge auszuprobieren hat schließlich eine mittlerweile zehnjährige Tradition bei Jugend hackt.
Das Gründungsteam von 2013 hat indes die Weiterentwicklung des Programms in viele neue Hände übergeben. Ein Teil der Community sind sie dennoch geblieben. Maria Reimer: „Erfolgreich ist es dann, wenn ich weggehe und es immer noch steht – und größer und anders wird.“
Jugend hackt ist eine Erfolgsgeschichte. Wir freuen uns, Jugendliche dabei zu unterstützen, mit „Code die Welt zu verbessern“. Wir wünschen Jugend hackt viele weitere erfolgreiche Jahre! Ein Interview mit dem Gründungsteam gibt es hier.
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