Vor rund 10 Jahren traten die ersten Startups an, um die Versicherungswirtschaft zu revolutionieren. Zunächst von den tradierten Versicherern nicht ernst genommen, dann zunehmend kritisch beäugt, entwickelt sich die Branche weiter. InsurTechs treiben die Digitalisierung der Assekuranz voran, als Partner, aber auch als Konkurrenten.
Ambitioniert verkündeten die ersten InsurTechs, den Markt neu aufrollen zu wollen. Es sei Zeit für neue digitale Versicherungen. Kein Papierkrieg mehr, schnellere Entscheidungen und Versicherungsschutz mit einem Fingertipp. Die erste Gründungswelle der InsurTechs buhlte um den direkten Kundenzugang und bot somit in erster Linie Services an, die den Versicherten direkt ansprechen sollten. Vertragsmanager oder Tarifvergleichsrechner sind die bekanntesten Beispiele für diese ersten Gründungen. Die Unternehmen fokussierten sich auf die Digitalisierung der Beratungs- und Vermittlungsprozesse klassischer Produkte (SUHK), übernahmen also faktisch die Rolle des Maklers, oder boten ergänzende Leistungen rund um das Thema Versicherungen an.
Allerdings machten die Startups die gleichen Erfahrungen wie die Fintechs im Bankenumfeld. Die Kund:innen nehmen die neuen Funktionen an und auch die (Fach-)Presse zeigt sich begeistert. Doch abseits des klassischen Maklergeschäfts sind die Services schwer zu monetarisieren. Die Nutzer:innen empfinden einen Vertragsmanager zwar als praktisch, sind aber nur bedingt bereit, dafür auch Geld zu bezahlen.
Wechsel der Geschäftsmodelle und neue Ziele
Aufgrund dieser Erfahrungen führten einige Unternehmen der ersten Generation einen Pivot ihres Geschäftsmodells durch. Das bekannteste Beispiel ist sicherlich WeFox, das mit „One“ einen digitalen Versicherer an den Start brachte. Vorbilder sind hier ebenfalls die Fintechs aus dem Bankensegment. Dort profilierten sich Unternehmen wie N26 oder Revolut als „Neo-Banken“. Diese zeichnen sich durch rasantes Wachstum bei den Nutzerzahlen aus, verweisen dabei zugleich auf eine hohe Kundenzufriedenheit. Noch ist aber unklar, ob es den digitalen Versicherern wie One oder Coya auch tatsächlich gelingen wird, sich als vollwertige Alternativen zu etablierten Versicherungsgesellschaften festzusetzen. Denn die jungen Unternehmen weisen zwar beträchtliche Umsätze aus, zahlen aber auch durch Rückversicherungsprämien einen hohen Preis, weil es beachtliche Schadensquoten gibt.[1]
Einen anderen Weg gehen viele Neugründungen der zweiten Welle, die sich eher als Partner für Versicherer und Makler positionieren und deren Technologien den Marktteilnehmern die Chance bieten, ihre eigenen Prozesse zu optimieren oder neue Lösungen ergänzend zum Lösungsportfolio zu integrieren.
Wie InsurTechs die Versicherungswelt verändern
Der wesentliche Vorteil eines Startups gegenüber bereits im Markt etablierten Unternehmen liegt ohne Zweifel daran, dass sie mit neuen Technologien experimentieren können, ohne von IT-Altlasten und tradierten Geschäftsmodellen belastet zu sein. Und dank der Adaption frischer technischer Ansätze und der Berücksichtigung des von E-Commerce und Open-Banking geprägten Kundenverhaltens eröffnen sie der Versicherungswelt neue Perspektiven.