Lange war es still geworden rund um das Thema „Bancassurance”. Doch inzwischen entwickeln die Banken eine neue Lust am Thema Versicherungen. Dabei spielen Fintechs und die Regulatorik eine große Rolle. Die Frage ist bloß, warum die Versicherer die Dinge nicht selbst in die Hand nehmen?
Vor einigen Wochen hat die Deutsche Bank für Aufsehen gesorgt, als sie bekannt gab, eine Whitelabel-Lösung des Fintechs Friendsurance einsetzen zu wollen. Mit dem Manager für Haftpflicht-, Hausrat-, Rechtsschutz- und Wohngebäudeversicherungen lassen sich Angebote vergleichen und direkt über die App des Instituts abschließen. Mit anderen Worten: Die Deutsche Bank wird zum Makler für Sachversicherungen und tritt somit auch gegen die einschlägigen Vergleichsportale an.
Das Ziel liegt auf der Hand: Die Bank will sich ihren Marktanteil im digitalen Versicherungsgeschäft sichern. Und gleich zum Start des neuen Angebots wurde auch bereits dessen Ausbau um Lebens- und Krankenversicherungen angekündigt.
Die Deutsche Bank möchte hier den Kunden:innen auch im Schadensfall zur Seite stehen. Tritt ein solcher Fall auf, steht Hilfe sowohl in der App als auch telefonisch zur Verfügung.
Weltmacht Convenience – die Kunden:innen mögen es bequem
Sascha Lobo hat in seinem Vortrag des Branchentreffs Transactions 2020 erneut das Wort von der „Weltmacht Convenience“ verwendet. Die Kunden:innen wollen ihre Finanzangelegenheiten schnell, einfach und effizient erledigen. Am besten also nur mit einem Werkzeug oder bei einem Anbieter. Bequemer geht es ja auch kaum. Und die Bank schafft einen wichtigen Mehrwert, der – sofern das Kalkül aufgeht – die Kundschaft auch weniger anfällig für einen Anbieterwechsel macht.
Für die Versicherer ist es vorderhand gut, wenn Anträge policiert werden – erst einmal unabhängig vom Weg, über den diese die Gesellschaften erreichen. Weniger erfreulich ist dabei allerdings, wenn sich mit der Deutschen Bank ein weiterer Dritter zwischen Versicherer und Versicherte stellt.
Ein Vorsprung für Banken, der aber nicht uneinholbar ist
Bisher saßen die Kreditinstitute exklusiv auf einem Datenschatz, aus dem sie erstaunlich wenig gemacht hatten. Die Rede ist von den Transaktionsdaten der Millionen von Girokonten ihrer Kunden:innen. Doch dank der zweiten EU-Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2) ergeben sich hier neue Möglichkeiten. Denn ab jetzt entscheiden die Kontoinhaber:innen selbst, wem sie Zugriff auf die Kontodaten einräumen wollen. Eine Option, die sich sogenannte „Neo-Banken“ schon bei der Kontoeröffnung einräumen. Die Kreditinstitute sitzen also nicht mehr exklusiv an der Quelle dieser Informationen.
Und die können für Versicherer mehr als lohnenswert sein. Ein Beispiel: Wurde ein schickes Rennrad für die Kinder angeschafft oder eine neue Couchgarnitur gekauft, könnte die Gesellschaft (unter der Voraussetzung des erlaubten Zugriffs) an eine mögliche Erhöhung der Hausratversicherung erinnern oder eine Police zur Absicherung des Diebstahlrisikos des Fahrrads vorschlagen.
So lange Kunden:innen transparent die Information erhalten, wieso der Versicherer dieses Angebot unterbreitet, wäre daran weder etwas Ehrenrühriges, noch dürfte dies als besorgniserregend betrachtet werden.
Fintechs haben in (technisch so genannten) Kontoinformationsdiensten schnell eine Chance gesehen und diese ergriffen. Ein Wissen, das Versicherer aber nicht zwangsläufig teuer über Kooperationen mit Startups einkaufen müssen, denn KI-Systeme, die sich um die Analyse der Informationen kümmern, sind bereits verfügbar. Es fehlt also eigentlich nur am Willen, sich hier gegenüber den Kunden:innen stärker als Ansprechpartner zu profilieren.
Und das kann mit durchdachten Services funktionieren, welche mit Versicherungsprodukten zu tun haben dürfen, aber nicht müssen. Warum nicht an monatliche Zahlungen und damit Wechselgebühren erinnern, wenn die Kontodaten zeigen, dass Netflix genutzt wird? Ein Tipp an die Versicherungsnehmer:innen in den Wintermonaten, dass die Diebstahlversicherung für das neu gekaufte Fahrrad vielleicht besser pausiert, weil es doch gerade nicht genutzt wird?
Spielarten gäbe es genug. Es braucht also lediglich Kreativität und eine technische Lösung, die bei der Datenanalyse hilft. Eine eher geringe Investition, um sich die Kundenschnittstelle zu sichern.
Noch kann die Versicherungsbranche den Vorsprung einholen. Es ist aber an der Zeit, nicht nur an Konzepten zu arbeiten, sondern auch die nötigen IT-Grundlagen zu schaffen. Wie Sie das meistern, erklären wir Ihnen gerne in einem persönlichen Gespräch.
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