Datenmigrationen sind für Unternehmen in allen Branchen ungeliebte und aufwandsträchtige Aktivitäten. Sie bedeuten Zeitverlust und Kosten und binden Kapazitäten. Das ist auch im Versicherungsbereich nicht anders. Insbesondere in der Lebensversicherung, denn hier gibt es zusätzlich eine Reihe von Besonderheiten:
- lange Laufzeit der Versicherungsverträge (bis zu 60 Jahre und mehr)
- komplexe Versicherungsmathematik
- große Dichte an regulatorischen Anpassungen bei Lebensversicherungen im Laufe der Jahrzehnte (Deregulierung der Lebensversicherung (1994), Steuerreform (2005), VVG-Reform (2008), Solvency II sowie zuletzt das Investmentsteuerreformgesetz (2018))
- hohe Anzahl an zu verwaltenden Produkten und Tarifen durch kontinuierliche Einführung von Produktneuheiten
- technologisch überholte Bestandsführungssysteme (im Kern häufig aus den 60‘er und 70’er Jahren) mit nur wenigen verbleibenden Mitarbeitern mit den nötigen technischen Detailkenntnissen zur Wartung der Systeme
Die Schwierigkeit(en)
Aufgrund unvollständiger Bestandsfunktionalitäten in den Altsystemen und der Notwendigkeit von manuellen Eingriffen in den Datenhaushalt („Heldendialog“) ist die Datenqualität oft schlecht. Zur Verbesserung der Situation werden vielfach bereits neue, moderne Bestandsführungssysteme wie in|sure PSLife eingeführt. Eine Abschaltung der Altsysteme kann aber erst nach einer vollständigen Migration des Versicherungsbestandes erfolgen. Doch viele Versicherer scheuen sich vor der Durchführung eines Migrationsprojektes. Zum einen ist das Projektrisiko eines solchen Vorhabens wegen der vielen betroffenen Systeme und der großen Außenwirkung sehr hoch. Zum anderen bringt die Komplexität der betroffenen Systeme große Aufwände mit sich. Versicherungen neigen daher häufig dazu, Projekte dieser Art erst sehr spät zu starten.
Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Migrationsprojekt ist, dass die Lebensversicherungsverträge fachlich korrekt und konsistent in das neue System übernommen werden. Die Garantien, die dem Versicherten gegeben wurden, müssen erhalten bleiben. Die Garantiewerte des Quellsystems werden also vom neuen Softwaresystem für die Lebensversicherung, z.B. in|sure PSLife, übernommen. Sie werden so lange berücksichtigt, wie der Lebensversicherungsvertrag sich nicht auf Kundenwunsch substantiell ändert (z. B. bei einer Beitragsänderung). Zwei weitere Punkte, die unbedingt beachtet werden müssen, sind zum einen, dass die Versichertengemeinschaft nicht zu Lasten Einzelner schlechter gestellt werden darf. Zum anderen muss das Unternehmen die aufsichtsrechtlichen Vorgaben erfüllen.
Quell- und Zielsysteme rechnen in der Regel wegen abweichender Rundungsregeln und ggf. unterschiedlichen Berechnungsverfahren nicht völlig gleich. Ein Migrationsprozess muss solche Abweichungen erkennen und bewerten können. Dies ist mit einer reinen Datenmigration kaum zu erreichen.
Der optimale Migrationsprozess
Diese Herausforderung kann mit einer fachlich getriebenen Migration angegangen werden. Eine Softwarelösung zur Migration wie bspw. MIGSuite stellt die notwendigen Komponenten sowie den Migrationsprozess dazu bereit.
Die Daten werden aus dem Quellsystem exportiert und zwischengespeichert. In einem zweiten Schritt erfolgt die Transformation der Daten in die Zieldatenstruktur. Die transformierten Daten können dann an das Zielsystem, bspw. in|sure PSLife, weitergegeben werden. Bei Bedarf ist es möglich währenddessen auch Schnittstellen von Umsystemen mit anzubinden. Nach der Datenübernahme in das neue System wird der Vertrag konstruktiv neu berechnet. Ergänzend werden außerdem Controllingwerte ermittelt. In MIGSuite können diese bspw. mit fachlich analogen Werten aus dem Quellsystem verglichen werden. Diese Werte sind so gewählt, dass sie als guter Indikator für die fachlich konsistente Übertragung der Verträge dienen. Tritt an einer Stelle im Migrationsprozess ein Fehler auf, wird die gesamte Transaktion einem Rollback unterzogen. Der Vertrag wird also nicht ins Zielsystem übertragen und sowohl Quellsystem als auch Zielsystem bleiben in einem konsistenten Zustand.
Aufgrund von Abweichungen, die bei den versicherungsmathematischen Werten auftreten können, ist es fachlich sehr aufwändig, einen vollständigen Vertrag mit allen Vertragsständen konsistent zu migrieren. In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen, die Lebensversicherungsverträge mit einzig dem aktuellsten Vertragsstand zu migrieren. MIGSuite bietet die Möglichkeit, alle früheren Vertragsstände auch später noch zu Auskunftszwecken bereitzustellen. Sinnvoll ist es, den Migrationswirksamkeitstermin – also der Termin, zu dem der Vertrag dem Zielsystem zugeht – so zu wählen, dass möglichst keine Änderungen des Vertrages vor diesem Termin auftreten. Änderungen vor diesem Termin können im Zielsystem nicht durchgeführt werden, da im Zielsystem keine Informationen über den Vertragsstand vor dem Migrationswirksamkeitstermin vorliegen.
Die historischen Vertragsstände sind nach Abschalten des Quellsystems nicht mehr berechenbar. Die relevanten versicherungsmathematischen Werte (insbesondere – aber nicht nur – Deckungskapitalien) müssen daher bei der Extraktion der Daten aus dem Quellsystem berechnet und angereichert werden.
Fazit
Bei der Migration von Lebensversicherungsverträgen hat man es insgesamt mit einem sehr komplexen Projekt zu tun. Sinnvoll ist es, sich dabei etablierter Migrationsprozesse zu bedienen. So kann sich ein Versicherungsunternehmen voll und ganz auf die fachlichen Fragen der Migration konzentrieren und schont seine Ressourcen.
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