Was hat Astroteilchenphysik eigentlich mit Qualitätsmanagement zu tun?


Auf den ersten Blick erst einmal gar nichts! Der Vergleich ist vielleicht ein bisschen überspitzt, aber die Frage, was ein Physikstudium mit dem Schwerpunkt in Gamma- und Neutrino-Astronomie mit der IT-Beratung im Qualitätsmanagement (QM) zu tun hat, ist dennoch mehr als berechtigt. Wenn man die beiden Thematiken des grundsätzlichen Forschungs- und Softwareentwicklungszyklus (SEZ) genauer unter die Lupe nimmt, dann wird eine große Schnittmenge an Prozessen erkennbar.

Zur Tätigkeit eines Astrophysikers
Ein experimenteller Astrophysiker beschäftigt sich im Allgemeinen mit Daten aus Messmethoden eines bestimmten Experiments. Durch die Ausnutzung physikalischer Phänomene können Daten kosmischer Ereignisse gemessen werden. Diese Daten wirken auf den ersten Blick unbrauchbar, können jedoch durch komplexe Methoden der statistischen Datenanalyse Aufschluss über die Natur unfassbarer Objekte in unserem Universum geben. Dies erfordert eine gute Planung des Forschungsvorhabens und der entsprechenden Durchführung. Die Erkenntnisse von anderen Wissenschaftlern sind hierbei nahezu unverzichtbar und die Forschung der meisten Arbeiten basiert auf diesen. Daraus ergibt sich wie in der Softwareentwicklung (SE) ein Zyklus, welcher immer wieder durchlaufen wird, wodurch sich die Qualität (Q) mit jeder Iteration verbessert. Das bedeutet, dass QM auch in diesem Bereich eine große Rolle spielt.

Zur Tätigkeit eines Qualitätsmanagers
QM in der SE setzt sich aus Tätigkeiten der Q-Planung, -Steuerung, -Sicherung (QS) und -Verbesserung zusammen. Dabei hat die Q-Managerin bzw. der Q-Manager fast überall die Finger im Spiel, um in einem Projekt von Beginn an in jeder Phase des SEZ mit QS-Maßnahmen zu unterstützen. Darunter fallen unter anderem präventive Maßnahmen, um etwaige Fehlerquellen möglichst früh aufzudecken und somit das Risiko von Fehlern im gesamten Verlauf des Projekts zu minimieren. Durch entsprechende Steuerungsmaßnahmen wird im Falle eventueller Abweichungen von der Planung das Erreichen der Q-Ziele sichergestellt. Weiterhin werden operative Maßnahmen in Form von statischen und dynamischen Prüfungen vollzogen, um die Softwarequalität in irgendeiner Form messbar zu machen. Schließlich tritt im Laufe eines Projekts ein gewisser Lerneffekt ein, wodurch in späteren Projektphasen über die sogenannten Lessons Learned bestimmte Maßnahmen ergriffen werden können. Dazu später mehr.

Zu den Gemeinsamkeiten
Die Brücke zur wissenschaftlichen Praxis ist hierbei nicht so abwegig wie zunächst angenommen. Zunächst einmal handelt es sich bei einem Forschungsthema um nichts anderes als ein Projekt, so wie in der SE auch. Zu Beginn muss ein Forschungs- sowie auch ein SE-Vorhaben eines Projekts geplant werden. Analog zu den Inhalten eines QS-Plans wird zunächst festgelegt, welche Ziele erreicht werden sollen und welche Maßnahmen zum Erreichen dieser Ziele ergriffen werden müssen. Des Weiteren sind Vorbereitungen wie die Installation von Tools und Umgebungen sowie die Festlegung von Ablageorten notwendig.
Nach der Planungsphase werden die Dinge in die Tat umgesetzt. Aber wie sagt man so schön: Planung ersetzt den Zufall durch Irrtum. Kein Projekt der Welt wird perfekt nach Plan durchgeführt, ohne dass Eventualitäten auftreten, die sich durch vorher festgelegte Annahmen nicht vorhersehen lassen. Dies erfordert bei der Q-Steuerung einen gewissen Grad an Flexibilität hinsichtlich der Durchführung von geplanten Tätigkeiten. Wichtig hierbei ist, die anfangs festgelegten Ziele nicht aus den Augen zu verlieren.
Kommen wir nun zur QS. Hierbei fokussieren wir uns auf die analytische QS, da durch die Planung und Steuerung die technischen und organisatorischen Maßnahmen bereits abgedeckt sind. Bleiben also noch die analysierenden und testenden Maßnahmen, um die Q in irgendeiner belegbaren Form sicherzustellen. Dies erfolgt in der Wissenschaft bspw. durch regelmäßige Vorträge und Diskussionsrunden, in denen sich gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen die Zwischenergebnisse diskutieren lassen. Das ist grundsätzlich in jedem erdenklichen Bereich eine qualitätsverbessernde Maßnahme, da durch die kollektive Intelligenz systematisch die Lösung übergeordneter Probleme herbeigeführt werden kann.

Zum Abschluss einer Forschungsarbeit werden die Ergebnisse in irgendeiner Form bewertet. Dazu müssen die Ergebnisse diskutiert und daraus – wie bei einem Testabschlussbericht – eine Schlussfolgerung gezogen werden. Außerdem wird sichergestellt, dass alle Aktivitäten abgeschlossen sind oder noch offene Punkte auf ein zukünftiges Projekt geschoben werden. Manchmal handelt es sich auch um die Erkenntnis, dass eine bestimmte Vorgehensweise nicht zielführend ist. Ein wichtiger Punkt, der einen Zyklus der SE mit einem der Forschung vereint, sind die Lessons Learned: Wie können gut funktionierende Dinge weiter verstärkt werden? Wie werden weniger gute Dinge zukünftig vermieden? Welche unvorhergesehenen Ereignisse sind aufgetreten und wären diese vermeidbar gewesen? Das sind alles Fragen, deren Antworten qualitätsfördernd sind.

Ist der Quereinstieg empfehlenswert?
QM besitzt den Vorteil, dass es in so gut wie jedem Bereich Anwendung findet, sobald es auch nur im entferntesten Sinne mit einem Projekt zu tun hat. Wenn das Interesse vorhanden ist, in einem Projekt qualitativ hochwertige Arbeit zu leisten und vor allem einen positiven Fußabdruck durch belegbare Q-Verbesserung zu hinterlassen, dann fällt es nicht schwer, aus einem abwegigen Bereich wie dem der Astroteilchenphysik in die SE einzusteigen. Nur weil QM nicht beim Namen genannt wird, heißt es nicht, dass die qualitätssichernden Maßnahmen keine Anwendung finden, selbst wenn dies nur unterbewusst geschieht. Aus diesem Grund ist der Quereinstieg aus einem zunächst abwegigen Fachbereich für jeden qualitätsaffinen Menschen ein komfortabler Schritt.

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie in|sure-Software Versicherungsunternehmen dabei hilft, sich zukunftsfähig aufzustellen, wenden Sie sich gerne an unseren Experten Karsten Schmitt, Head of Business Development.

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