„Der eigene RZ-Betrieb ist heute nur noch für Organisationen mit über 100.000 Mitarbeitenden wirtschaftlich sinnvoll darstellbar. Darunter fällt die Rechtfertigung schwer, wenn die Qualität des Betriebs dem Wettbewerb standhalten soll“, sagt Oliver von Ameln, Geschäftsführer bei adesso insurance solutions im Interview mit dem Branchenmagazin Vb Versicherungsbetriebe, und hält damit ein Plädoyer für Cloud-Technologie und Software as a Service. Die Vorteile liegen auf der Hand, doch hinter der Umsetzung stehen für Versicherungen viele Fragezeichen.
Mit diesem Blogartikel wollen wir dazu beitragen, dass die „Road to SaaS“ nicht ins Ungewisse führt.
Von Anfang an auf dem richtigen Weg
Eine gut durchdachte Cloud-Strategie ermöglicht es, die Produktivität und Effizienz zu steigern. Ein hoher Standardisierungs- und Automatisierungsgrad des Deployments und des IT-Betriebs ist eine wichtige Voraussetzung. Doch wann immer es um „die Cloud“ geht, kreisen die Diskussionen um die Technologie. Vorgelagert ist aber als der größte „Pain Point“ das komplexe Betriebsmodell. Denn dort sind Mitarbeitende, Prozesse, Tools, Steuerung, Sourcing, KPIs sowie die Performance inkludiert.
Auf dem Weg, Software für versicherungsfachliche Prozesse als Dienstleistung zu beziehen, ist eine geeignete Roadmap unabdingbar. Diese sollte eine grundlegende Analyse des Status quo und der Anforderungen unter Einbezug des IT-Betriebs beinhalten.
Zwischenstopps auf der „Road to SaaS“
Folgende Zwischenstopps auf der „Road to SaaS“ sollten Versicherungen einlegen, um die Vision einer „Plug-and-Play-Anwendungslandschaft“ Wirklichkeit werden zu lassen:
- Es braucht Ziele
- Definition einer Cloud-Strategie, die Vision, Ziele und Nutzen beinhaltet
- Verantwortlichkeiten festlegen und „Top-Management-Commitment“ sicherstellen
- Analyse der Anwendungslandschaft und Erstellung einer Enterprise Architecture Map
- Wo liegen die Pain Points in der aktuellen Anwendungslandschaft?
- Ist das „End of Life“ des aktuellen Systems abzusehen?
- Welche Anwendungen sind auslagerbar?
- Kann ein „Greenfield-Ansatz“ sinnvoll ein?
- Überprüfung der rechtlichen Rahmenbedingungen / Compliance
- Ist der Auftraggeber in der Lage, die Compliance-Fähigkeit eines externen Dienstleisters (SaaS-Anbieter) zu prüfen?
- Konkrete Entscheidung: Welche Anwendungen sollen ausgelagert werden?
- Definition der Größe des auszulagernden Systemkontextes: Handelt es sich um einzelne Sparten, Anwendungen, Teile oder die gesamte Anwendungslandschaft
Hierzu bietet adesso insurance solutions Discovery Workshops an, um im Rahmen eines Business Cases einen Due-Dilligence-Prozess durchzuführen. Dieser gibt Aufschluss darüber, welche Anwendungen auslagerbar sind und welchen Effekt eine Auslagerung auf die TOC (Total Cost of Ownership) hat.
- Interoperabilität muss gewährleistet sein
Vor einer kompletten oder auch nur teilweisen Auslagerung von Anwendungen in die „Cloud“ muss besonders aus versicherungsfachlicher Sicht geprüft werden, ob Schnittstellen zur Verfügung stehen und ob bzw. wie die zukunftssichere Interoperabilität mit Third-Party-Anwendungen gewährleistet ist (z. B. DMS).
- Grundsätzlich müssen bei einem teilweisen SaaS-Bezug die On-premises-Systeme so weit geöffnet werden, dass die Interoperabilität mit Umsystemen funktioniert.
- Anforderungen: Service-Definition
Genaue Definition der Services, die die SaaS-Anbieter über den Anwendungsbetrieb nach dem Go-live hinaus im Systembetrieb erbringen soll und wie das geschehen soll. Zum Beispiel:
- Incident Management
- Disaster Recovery
- Service Management
- Service- und Support Requests u. v. m.
- Anforderungen: Application Management Services
Mit den Application Management Services (AMS) bieten SaaS Anbieter eine weitere IT-Dienstleistung an, nämlich die Software-seitig durchgängige Betreuung der Anwendungen und kundenindividueller Anpassungen.
Dazu gehören beispielsweise:
- Zahl und Umfang möglicher Enhancements
- Umsetzung regulatorischer Änderungen: Wie schnell werden diese umgesetzt und wie viele sind abgedeckt?
Während der Vorbereitung einer Auslagerung ist zu definieren, welche AMS benötigt werden.
- Migration
Migrationsprojekte im Versicherungsumfeld sind sehr individuell. Einen „One-size-fits-all-Ansatz“ kann es hier nicht geben – dafür unterscheiden sich die verschiedenen Versicherungsparten zu sehr. In der RFP-Phase sollte deshalb das Thema „Datenmigration“ behandelt werden.
Eine fachlich komplexe Migration geschäftskritischer Daten von einem On-premises-Quellsystem in ein cloud-basiertes Zielsystem, beispielsweise bei einem System- und Anbieterwechsel, muss effizient und revisionssicher vonstattengehen. Bei der Entwicklung eines Migrationsszenarios stellt sich die Frage nach spezifischen Spartenanforderungen. So zum Beispiel, ob
- alle Daten auf einmal migriert werden müssen oder
- nach und nach Daten migriert werden, beispielsweise bei Neuverträgen und immer dann, wenn sich Änderungen an Bestandsverträgen ergeben.
Die Reise ist nicht zu Ende
Sind alle angesprochenen Punkte beachtet worden und der Umzug der Anwendungen in die Cloud erfolgreich abgeschlossen, steht einer weiteren Digitalisierung im Hinblick auf schnellere Prozesse und Innovationszyklen sowie eines kundenzentrierten Frontends nichts mehr im Wege. Die Exzellenz im Kerngeschäft kann so um wichtige Komponenten ergänzt werden, die es Versicherungen ermöglichen, sich vom härter werdenden Wettbewerb abzugrenzen.
Dieser Blogbeitrag ist der zweite Teil einer dreiteiligen Reihe unter dem Motto „Versicherungssoftware aus der Cloud“. In einem ersten Beitrag haben wir das Thema vor dem Hintergrund des digitalen Wandels betrachtet. Bald folgt der Blick auf „Compliance und Security“.
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