In den letzten Monaten haben wir uns bei adesso insurance solutions intensiv mit der Fragestellung beschäftigt, wohin sich der gesamte Krankenversicherungsmarkt bewegt. Wir verfolgen die öffentliche Diskussion und sind im Kontakt mit vielen Menschen der Branche, die sich diese Frage ebenfalls stellen.
Es gibt viele Einflüsse, die aktuell auf das duale Krankenversicherungssystem mit dem Nebeneinander aus gesetzlicher (GKV) und privater Krankenversicherung (PKV) wirken. Die Zufriedenheit der Deutschen mit dem Gesundheitswesen ist auf Rekordniveau (Seite 16), wie eine Studie des Continentalen Versicherungsbundes zeigt.Politische Ideen und digitale Entwicklungsfelder beeinflussen den Krankenversicherungsmarkt. Im Folgenden möchte ich auf die politische Gemengelage, den Preis für unsere Krankenversicherung und die Fortschritte in der Digitalisierung eingehen.
Die gesellschaftliche und politische Gemengelage
Derzeit nimmt der politische Aspekt des dualen Krankenversicherungssystems an Fahrt auf, denn es ist Wahljahr. Ein Blick in die ersten veröffentlichten Wahlprogramme der Parteien zeigen teilweise bereits bekannte oder auch nur modifizierte Gedanken. Diese bestehen in der Forderung nach einer Bürgerversicherung, einzelnen Schritten zur Bürgerversicherung oder dem Festhalten an den bestehenden Systemen. Die Entscheidung darüber wird der Wähler treffen. Unabhängig davon wird die angespannte finanzielle Situation in der GKV eine Lösung benötigen. So hat der Bundesrechnungshof die finanzielle Lage der gesetzlichen Krankenversicherung vor allem in der Pandemie zusammengefasst und die ersten Branchenmedien berichten von möglichen GKV-Beitragssteigerungen um 40 Prozent. Die Lösungsansätze der Parteien werden daher mit einer großen Wahrscheinlichkeit einen Einfluss auf das künftige duale Krankenversicherungssystem haben. Wie auch immer die Entscheidungen dazu ausfallen werden, es wird am Ende etwas kosten. Denn auch hier gilt die ökonomische Binsenweisheit: „There is no such thing as a free lunch!“
Der Preis für unsere Krankenversicherung
Die verbreitete Auffassung, dass die PKV für Vollversicherte immer teurer werde und die GKV dabei überhole, wurde im Zehnjahresvergleich bereits widerlegt. Im Grunde ist es aktuell genau umgekehrt. Auf den Vergleich der Leistungen wollen wir hier nicht eingehen. Aber es gibt einen Grund dafür, dass derAnteil der privaten Zusatzversicherungen ansteigt. Dieser liegt in der Leistung begründet und in dem Umstand, dass der Leistungskatalog der GKV ständig angepasst wird. Für jedes der Systeme im Einzelnen wie auch systemübergreifend fragen die Versicherten also nach Gesundheitslösungen.
Die Finanzierung beider Systeme ist unterschiedlich: Während die PKV ihre Demografie-Rücklagen in den letzten Jahren ausgebaut hat, muss die GKV ihre Rücklagen aktuell verbrauchen. Die Verringerung der GKV-Rücklagen ist groß, so dass die ersten Stimmen aus der GKV bereits vor den Folgen warnen. So könnten Erhöhungen der Krankenkassenbeiträge, Leistungskürzungen oder weitere Steuerzuschüsse folgen. Es wären aber auch schrittweise Reformen der Regeln des dualen Krankenversicherungssystems möglich.
Digitalisierung im dualen Krankenversicherungssystem
Im dualen Krankenversicherungssystem ist der zentrale Player mit gesetzlichem Auftrag die gematik GmbH. Sie verantwortet die Einführung und Weiterentwicklung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und der Telematikinfrastruktur (TI) – das digitale Gesundheitsnetz für Deutschland. Die eGK ist seit 2015 der Berechtigungsnachweis, um Leistungen der GKV in Anspruch nehmen zu können.
Im E-Health-Gesetz ist der Umsetzungsplan für den Aufbau der TI und die Einführung der medizinischen Anwendungen geregelt. Die eGK ist der zentrale Zugang der Versicherten zu diesen Anwendungen.
Die GKV setzt diese Digitalisierung nach und nach bereits um und arbeitet daran, das elektronische Rezept, die elektronische Patientenakte und weitere Features einzuführen. Und man geht noch einen Schritt weiter. Seit 2016 investiert der GKV-Spitzenverband in einen Innovationsfonds und unterstützt neue Versorgungsformen und -forschung. Der Fonds hat ein jährliches Volumen in Höhe von 200 Mio. Euro. Durch das Digitale-Versorgung-Gesetz haben die Kassen seit 2019 zudem die Möglichkeit, zusätzlich in die Entwicklung von digitalen Lösungen zu investieren.
Die PKV hat sich mit einer Beteiligung an der gematik GmbH ebenfalls entschieden, diese Infrastruktur zu unterstützen und sich aktiv in Entwicklung und Betrieb der TI einzubringen. Zusätzlich legte der PKV-Verband mit seinen Mitgliedern einen Digital-Healthcare-Fonds auf. Die daraus entstandene heal.capital Management GmbH erreichte vor kurzem die 100 Mio. Euro-Marke bei Investitionen in digitale zukunftsträchtige Ideen. Ein beeindruckendes Investitionsbudget, da der Anteil der PKV-Vollversicherten nur knapp 11 % der Gesamt-Vollversicherten in Deutschland ausmacht.
Ein Krankenversicherungssystem im Wandel?
Gesundheit geht uns alle an und bildet eine Grundlage für unsere Lebensqualität. Deshalb ist es wichtig, dass unser duales Krankenversicherungssystem nachhaltig für die Versicherten gut weiterlebt. Die Gemengelage war jedoch selten so spannend. Neben der bereits beschriebenen Digitalisierung stehen wir zudem noch mitten im demografischen Wandel und die Folgen durch die aktuelle Pandemie können noch gar nicht richtig eingeordnet werden. Auch die Bundestagswahl in diesem Jahr wird richtungsweisend. Es bleibt spannend.
Partner für die PKV
Die adesso insurance solutions GmbH entwickelt seit Jahren Lösungen für Partner-, Bestands- und Leistungssysteme in der PKV. Im Rahmen von Partnerschaftsforen und Projekten fragen wir ständig die Bedürfnisse unserer Kunden ab und setzen diese mit unseren internen BranchenexpertenInnen in eine Standardsoftware um. Zusätzlich beobachten wir gemeinsam mit den Versicherungsforen Leipzig seit vielen Jahren den Versicherungs- und Gesundheitsmarkt. Das aktuelle Ergebnis liegt in Form der Studie „Die Rolle der PKV im Gesundheitssystem der Zukunft“ vor. Sichern Sie sich ein kostenloses Exemplar. Es ist unser Beitrag, um zusammen mit PKV-Entscheidern und -Experten und unter Einbezug von Versicherten die Zukunft der PKV in großen Linien zu skizzieren. Diese Fahrbahnmarkierungen können uns auf unserem gemeinsamen Weg helfen, damit wir bei der Weiterentwicklung des dualen Krankenversicherungssystems nicht vom Weg abkommen und die besten Ergebnisse für unsere Kunden und die Versicherten erzielen.
Wenn Sie sich als PKV „vom Payer zum Player“ entwickeln und wissen möchten, wie unsere Software Sie dabei unterstützen kann, dann kontaktieren Sie unseren Experten Holger von Mallek.