Nachhaltigkeit in der Versicherungs­branche

Nachhaltigkeit in der Versicherungs­branche


Aktuelle Rechenmodelle unterstreichen die Notwendigkeit, jetzt etwas gegen die klimatischen Veränderungen zu unternehmen. Statt von „Klimawandel“ ist häufiger die Rede von einer „Klimakatastrophe“. Das Ringen um mehr Nachhaltigkeit des Wirtschaftens wird auch für die Versicherungsbranche elementar. Der Versicherungswirtschaft komme dabei eine entscheidende Rolle zu, schreiben die Versicherungsforen Leipzig.

Der „Green Deal“ der EU

Das Ziel ist klar: Die EU strebt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit die Klimaneutralität an. Wie hoch die Kosten für diesen „Green Deal“ sein werden, ist noch unklar. Die Auswirkungen sind für die Versicherungsbranche und Finanzwirtschaft schon jetzt zu spüren. Hat die EU doch bereits rund um die Nachhaltigkeit eine ganze Reihe von Gesetzen und Verordnungen verabschiedet. Weitere sind in Vorbereitung oder befinden sich in einer Phase der Abstimmung.

Eine der bekanntesten Änderungen in der Regulatorik ist sicherlich die Transparenzverordnung (auch Offenlegungsverordnung genannt), die Finanzmarktteilnehmer:innen und Finanzberater:innen dazu verpflichtet, ihren Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit öffentlich darzustellen. Zu diesem Kreis gehören auch Versicherungsunternehmen und deren Intermediäre.

Nachhaltigkeit in diesem Sinne wird nicht ausschließlich unter den Gesichtspunkten der Umweltschäden betrachtet. Es kommen die ESG-Kriterien (Environmental, Social und Governance) zum Einsatz.

Der GDV hat sich für seine Mitgliedsunternehmen bereits Anfang des vergangenen Jahres zu den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens und den „Sustainable Development Goals“ der Vereinten Nationen bekannt. Bis 2025 streben Versicherer die Klimaneutralität ihrer eigenen Geschäftsprozesse mindestens in Deutschland an. Dazu erhöhen die Unternehmen ihre Energieeffizienz, reduzieren CO2-Emissionen und kompensieren ihre verbleibenden Emissionen.

Versicherungen können Treiber für nachhaltige Wirtschaft sein

Versicherungen und Banken kommt eine große Bedeutung in Richtung zu einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Wirtschaft zu. Denn verantwortungsvolle Investitionen werden die wesentliche Basis für die Erreichung der Ziele sein. Versicherungen kann hier die Rolle eines wesentlichen Treibers der Entwicklung erwachsen, sind sie doch einer der größten institutionellen Anleger.

Das umfasst eigene Anlagestrategie genauso wie die Angebote für die Kund:innen. Die Kapitalanlage in Nachhaltigkeitsfonds sind eine mögliche Option für eine nachhaltige Ausrichtung. Auf Produktseite lassen sie sich etwa in fondsgebundene Rentenversicherungen aufnehmen. Zur Nachhaltigkeit gehört auch die Divestment, also der Rückzug aus nicht nachhaltigen Anlageformen. Exemplarisch seien hier bestehende Investitionen in Unternehmen genannt, die fossile Energien erzeugen.

Auch durch die Ablehnung von Risiken, also der Veränderung ihrer Annahmerichtlinien, können die Versicherer steuernd in einen Prozess zu mehr Nachhaltigkeit eingreifen. Denkbar ist der Ausschluss von einzelnen Branchen, die nachweislich die Umwelt besonders belasten.

Vor Herausforderungen wird die Versicherungswirtschaft bei der Regulierung von Schäden stehen, die als Folge der Klimaveränderungen auftreten. Denn der Wandel des Klimas macht in unseren Breiten das Auftreten von extremen Wetterbedingungen wahrscheinlich. Starke Unwetter werden Schäden an Häusern hinterlassen, also die Wohngebäudeversicherung betreffen. Mit der richtigen Denkweise lässt sich auch ein solches Traditionsprodukt nachhaltig gestalten. Die Bayerische und Domcura haben gemeinsam eine „grüne Gebäudeversicherung“ gelauncht. Diese belohnt unter anderem die Reparatur von Schäden, wenn diese mit nachhaltigen Materialien behoben werden, oder kompensiert das bei einem Brand freigesetzte CO2.

Die Notwendigkeit, im Alltag verstärkt auf Nachhaltigkeit zu achten, hat sich noch lange nicht in den Köpfen aller Menschen etabliert. Versicherer verfügen über millionenfache Kontakte und viele Touchpoints mit den Kund:innen. Im Rahmen ihrer Corporate Responsibility könnten sie diesen Kundenzugang nutzen, um ganz praktische Lebenshilfe und Anleitungen zu bewussterem Verhalten zu bieten. Gesellschaften, die über eigene Apps verfügen, könnten etwa Rechner integrieren, mit denen die Nutzer:innen ihren CO2-Abdruck selbst ermitteln. Entsprechende Module und Rechenmodelle sind bereits jetzt am Markt verfügbar, wovon etwa Banken, Kreditkartenunternehmen und Fintechs Gebrauch machen. Solche Rechner können zu einem bewussteren Umgang mit Ressourcen führen.

Nachhaltigkeit aus der Innensicht

Nachhaltigkeit in der Versicherungswirtschaft betrifft indes nicht nur Investitionen oder Produktentwicklung. Im Rahmen der ESG-Kriterien bedingt sie auch einen Wandel in der Unternehmenskultur. Dies können die Gesellschaften gezielt im Rahmen der Personalentwicklung fördern und die Mitarbeitenden stärker sensibilisieren.

Ein Unternehmen, das sich selbst als nachhaltig versteht, wird sich intern auf Gleichbehandlung und Chancengleichheit unter den Mitarbeitenden verpflichten. Nachhaltigkeit muss im Betriebsalltag gelebt werden. Das umfasst auch die internen Prozesse. Ob bei der Beschaffung von Einrichtung oder Büromaterial, bis zur (noch) stärkeren Digitalisierung von Prozessen, um den Druck von Belegen weiter zu reduzieren. Versicherer haben noch viele Hebel und Stellschrauben auf dem Weg zur Nachhaltigkeit.

Eines ist deutlich: Auf Versicherungen kommt jede Menge zusätzlicher Arbeit und weitere Anforderungen zu. Das betrifft auch die Regulatorik und das Reporting. Die Bemühungen werden sich aber im Sinne aller Menschen auszahlen.

Das Thema Nachhaltigkeit in der Versicherungswirtschaft beschäftigt uns schon einige Zeit. Hier finden Sie einen Beitrag dazu aus dem vergangenen Jahr. Wie es um die Nachhaltigkeit in der adesso Gruppe bestellt ist, erfahren Sie im Nachhaltigkeitsbericht.

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