Das Home Office verändert die Versicherungswelt


„Social Distancing“ war und ist das Mittel erster Wahl bei der Bekämpfung der Pandemie. Und das Herunterfahren des öffentlichen Lebens führte dazu, dass in vielen Branchen konsequent auf die Arbeit im Home Office umgestellt wurde. Dieser Trend trifft erwartungsgemäß auch die Versicherungswelt.

Zu Beginn der Pandemie standen die Versicherungsgesellschaften in Deutschland vor den gleichen Problemen wie andere Wirtschaftsunternehmen: Der Betrieb sollte möglichst uneingeschränkt weitergehen, die Mitarbeiter aber vor Infektionen geschützt werden. Und wie in anderen Wirtschaftszweigen trat man dort, wo es möglich war, den Gang ins Home Office an. Seit Frühjahr 2020 hat sich die Lage kaum verändert, aktuell befindet sich Deutschland erneut in einem „Lockdown“ – Zeit, die Frage zu stellen, wie die Versicherungswirtschaft durch die Coronavirus-Krise gegangen ist und welche nachhaltigen Veränderungen die Folgen der Pandemie haben werden.

Digitalisierungsschub für Prozesse

Folgt man den Zahlen einer Studie der Versicherungsforen Leipzig, meisterten die Gesellschaften den Übergang ins Home Office erstaunlich gut. Trotz des Zeitdrucks haben die Befragten den Wechsel des Arbeitsplatzes als total reibungslos empfunden. Allerdings hatten die Mitarbeitenden in den Gesellschaften auch mit Herausforderungen zu kämpfen. Diese betrafen in erster Linie die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen. Besonders das Fehlen von informellen Besprechungen fiel ins Gewicht. Und fast selbstverständlich nimmt das Home Office auch Einfluss auf die Führung. Solche „hybriden“ Formen der Zusammenarbeit erfordern andere Methoden, damit Teamgefüge auch erhalten bleiben.

Das Ergebnis der Studie ist aber eindeutig: Die Corona-Krise und das Home Office haben zu einem Digitalisierungsschub in den Versicherungen geführt. Prozesse wurden bei den meisten Gesellschaften noch stärker digitalisiert, neue Tools binnen kürzester Zeit eingeführt und systemische Defizite deutlich erkannt.

So erwarten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie auch, dass die Veränderungen ihrer Arbeitswelt nachhaltig sein werden. Digitale Zusammenarbeit, das Umdenken von papiergebundenen Prozessen und die Relevanz von Prozessoptimierungen spielen hier eine Rolle.

Der Kundenzugang ändert sich

Doch nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Versicherer arbeiten während der Pandemie verstärkt zu Hause. So verbringen die Versicherten ebenfalls mehr Zeit in den eigenen vier Wänden, wollen aber dennoch weiterhin Risiken absichern. Auch darauf haben die Gesellschaften reagiert und kurzerhand digitale Kontaktpunkte und Kommunikationskanäle ausgebaut. Hier dürften die Gesellschaften im Vorteil gewesen sein, die sich bereits frühzeitig auf das sich ohnehin geänderte Verhalten der Kundinnen und Kunden eingestellt hatten.

Wie in anderen Branchen, besonders deutlich im Handel sichtbar, hat die Coronakrise hier lediglich einen Trend beschleunigt. Vor diesem Hintergrund dürfte die Bedeutung von Beratertools und digitaler Verkaufshilfen, etwa die an dieser Stelle bereits vorgestellten Instrumente wie Chatbots, in der nächsten Zukunft wachsen.

Andere Umstände, andere Risiken
 
Die Corona Pandemie hat indes ebenfalls Auswirkungen auf das Geschäft der Versicherer gehabt. Hier ist allerdings noch unklar, ob diese Veränderungen auch von Dauer sein werden. Durch die Reduzierung von Reisen und der stärkeren Nutzung des Home Office in nahezu allen Branchen trat ein deutlicher Rückgang der Schadensfälle im Bereich der Kfz-Versicherung ein. Ob die Menschen auch weiterhin weniger unterwegs sein werden, hängt letztlich auch davon ab, wie stark sich hybride Arbeitsformen bundesweit durchsetzen werden. Ein anderes Geschäftsfeld dagegen verzeichnete eine stärkere Nachfrage: Versicherungen gegen Cyberattacken und Betriebsunterbrechungen erlebten einen Aufschwung.
 
Dauerhafte Veränderung der Arbeitswelt
 
Gerade in der IT-Branche haben Unternehmen angekündigt, auch nach dem Ende der Coronakrise den Mitarbeitenden die Wahl zu lassen, im Home Office zu arbeiten. So erwarten Experten durchaus dauerhafte Veränderungen der Arbeitswelt.
 
Eine Befragung des Verbandes Bitkom hat sogar gezeigt, dass jeder Fünfte seinen Wohnort verlegen würde [1], wenn er dauerhaft zu Hause arbeiten könnte. Eine solche gesamtgesellschaftliche Entwicklung wird auch vor der Versicherungswirtschaft nicht halt machen. Die Grundlagen dafür wurden aber bereits erfolgreich gelegt.
 
 

 

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