E-Payment für Versiche­rer


 

Wohl kaum ein Bereich im Umfeld der Konsumenten verändert sich so rasch wie das Bezahlen. Immer mehr Unternehmen versuchen hier, neue Technologien und Lösungen zu etablieren. Der US-Konzern Google mit seinem „Google Pay“ oder Bluecode aus Österreich gehören zu den neuesten Anbietern in Deutschland. Und heute ging auch Apple Pay an den Start. E-Payment ist ein Thema, mit dem sich gerade auch die Versicherungswirtschaft beschäftigen sollte.

 

Das klassische Girokonto mitsamt Girocard hat zwar noch nicht ausgedient, wenn es darum geht, an der Kasse zu bezahlen oder Rechnungen zu begleichen, aber es ist inzwischen nicht mehr ausschließlich dazu notwendig. Auch wenn im Hintergrund immer noch ein Referenzkonto einer Bank benötigt wird, haben die Kreditinstitute schon lange die Hoheit über das Thema Payment verloren.

 

Neue Verfahren sind schnell und in der Regel mobil

Ob Paypal, Paydirekt, Google Pay oder auch Bluecode – gemeinsam haben die aktuellen E-Payment-Verfahren die mobile Nutzung. Mittels einer auf dem Smartphone installierten App bezahlen die Kunden nicht nur in Online-Shops, sondern auch direkt an der Kasse im Einzelhandel. Sofern der Handel bereits seine Infrastruktur umgestellt hat, sogar kontaktlos mittels der NFC-Technologie.

Die zweite große Gemeinsamkeit ist die hohe Transaktionsgeschwindigkeit. Wer mittels Peer-to-Peer Geld verschickt, darf davon ausgehen, dass der Empfänger sofort darüber verfügen kann.

Die Payment Services Directive 2 (PSD2) führt letztlich dazu, dass die Banken das Monopol über die Kontodaten des Kunden verlieren. Das begünstigt die Entstehung von weiteren FinTechs, die zusätzliche Dienste und Services entwickeln werden. Und durch neue sogenannte Payment Service Provider (PSP) wird sich der Bereich E-Payment ebenfalls weiter wandeln. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob diese neuen Zahlungsabwickler in Sachen Payment ausreichend auf die Bedürfnisse der Versicherungsgesellschaften eingehen werden.

Ein Kind der PSD2 sind Instant Payments. Im Kern handelt es sich dabei um Überweisungen in Echtzeit. Die Transaktion wird dabei lediglich bei Deckung des Ausgangskontos ausgeführt. Nach Freigabe der Überweisung kann der Empfänger nahezu in Echtzeit über das transferierte Geld verfügen. Mit dem Thema beschäftigt sich aktuell bereits der Handel sehr intensiv, da man hier das Potenzial sieht, die Lastschrift abzulösen. Die Initiative HIPPOS („Händlerbasiertes Instant Payment am POS“) will damit etwa das Bezahlen direkt an der Kasse des stationären Handels ermöglichen. Und auch hier spielt eine App auf dem Smartphone des Kunden die Hauptrolle.

 

E-Payment im Inkasso und Exkasso beschleunigen Prozesse und sparen Kosten 

Anders als der Handel muss die Versicherungswirtschaft zwei Fälle beim Payment berücksichtigen. Zum einen das Exkasso. Dabei erhält der Kunde Geld, um den Schaden des Kunden zu regulieren. Es ist (k)ein offenes Geheimnis, dass die Versicherungswirtschaft an dieser Stelle noch stark auf den klassischen Scheck setzt. Das mit Abstand teuerste Verfahren, das auch beim Versicherten zusätzlichen Aufwand bedeutet, da er den Scheck erst bei seiner Bank einreichen muss.

Umgekehrt will der Versicherer natürlich auch die Zahlungen für die abgeschlossenen Verträge mit den Kunden erhalten. Die regelmäßige Lastschrift vom Konto des Kunden und die Überweisung dürften hier dominieren. Moderne Alternativen sind noch die seltene Ausnahme. Obgleich es hier erste Projekte gibt, den Kunden auch Zahlungsmöglichkeiten einzuräumen, die er aus dem (Online-)Handel kennt. So erlaubt die Barmenia inzwischen auch das Bezahlen per Paypal und mittels Kreditkarte.

Damit erfüllt der Versicherer den Wunsch der Kunden, auch in der Assekuranz Bezahlverfahren nutzen zu können, die im Handel und E-Commerce zum Alltag gehören. Wie wichtig die Kundenorientierung in diesem Zusammenhang auch ist, E-Payment wird für Versicherungsgesellschaften auch aus anderen Gründen in Zukunft immer stärker zu einer Notwendigkeit werden.

Beim Exkasso kann eine vollständig digitalisierte Prozesskette Aufwände und Kosten sparen. Und mit der Auszahlung der Schadensregulierung auf dem vom Kunden bevorzugten Weg, präsentiert sich das Unternehmen zusätzlich auf der Höhe der Zeit. Die Nutzung von Instant Payments beispielsweise sorgt dann dafür, dass der Versicherungsnehmer nahezu ohne Zeitverzug über sein Geld verfügen kann.

Im Bereich SUHK kann die gesamte Abwicklung durch den Einsatz von maschineller Intelligenz enorm profitieren. Die unmittelbare Transaktion bildet dann den Schlusspunkt einer optimierten Prozesskette.

Die fortschreitende Digitalisierung durch Geräte des Internets der Dinge (Internet of things) wird neue Versicherungsmodelle ermöglichen. Der Kunden versichert etwa nur ein Risiko, solange es auftritt. Tarife, die auf „Pay as you go“ oder „Pay as you drive“ basieren, benötigen kostenoptimierte Prozesse. Klassische Bezahlverfahren sind dafür eher ungeeignet. Bis die Lastschrift abgewickelt ist, könnte das abgesicherte Risiko vielleicht schon nicht mehr bestehen.

Kurzfristig werden Instant Payments oder mobile Bezahlverfahren sicherlich nichts an der Dominanz von Lastschriften und Überweisungen ändern. Aber die Versicherungsgesellschaften werden sich stärker dem Thema Payments widmen müssen. Um eine eigene Strategie zu entwickeln, müssen die jeweiligen Prozessschritte bei der Zahlungsabwicklung genau untersucht und deren Kosten betrachtet werden. In Zusammenarbeit mit dem Produktmanagement ergibt sich so wahrscheinlich bereits eine Roadmap für die weitere Entwicklung.

Punkten werden die Gesellschaften, die nicht nur flexible Tarife, die sich per App oder Website abschließen lassen, anbieten, sondern auch an das dazu passende Payment gedacht haben. Und das wird schnell, flexibel und mobil sein müssen.

 
 
 
 

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